Hoffnungszeichen für ganz Afrika
23. Okt 2019
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Regierungschef Äthiopiens Abiy Ahmed, der im Juli 2018 den 18 Jahre dauernden Konflikt mit dem Nachbarland Eritrea beendete, ist ein Zeichen der Hoffnung für den ganzen afrikanischen Kontinent. In seiner Begründung für die Entscheidung hob das Nobelkomitee hervor, dass Ahmed „in den ersten hundert Tagen im Amt den Notstand aufhob, Tausende politische Gefangene begnadigte, die Medienzensur aussetzte, zuvor verbotene oppositionelle Gruppen legalisierte, der Korruption verdächtige Politiker und Militärs entließ und den Einfluss von Frauen im äthiopischen politischen und öffentlichen Leben signifikant stärkte.“ Eine wichtige Rolle spielte Ahmed zudem als Vermittler zwischen verschiedenen afrikanischen Ländern – beispielsweise sorgte er dafür, dass nach Jahren der Feindseligkeit Eritrea und Djibouti wieder diplomatische Beziehungen aufnahmen und dass das Militärregime im Sudan sich mit der Opposition an den Verhandlungstisch setzte.
Allerdings hat sich Ahmed durch seinen von Kritikern als verfrüht eingeschätzten Reformkurs auch viele Feinde gemacht. Gewalt und Proteste in dem Vielvölkerstaat Äthiopien, in dem zwei Drittel der Bevölkerung unter 25 Jahren sind und eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht, nehmen wieder zu. Es bleibt dringend zu hoffen, dass Abiy Ahmed, der erst seit dem 02.04.2018 im Amt ist, es schafft, die wirtschaftliche Situation der Menschen zu verbessern, die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft zu behalten und sie nicht in neoliberaler Weise in die Hände von Investoren zu legen, die in erster Linie ihre eigenen Wirtschaftsinteressen verfolgen. Die Balance zwischen den Bedürfnissen der verschiedenen Volksgruppen im Land und der Regierung ist eine große Herausforderung für den mit 44 Jahren jüngsten Regierungschef Afrikas.
Maria
Buchwitz
Vorstandsvorsitzende pax christi DV Münster
- Mitglied der pax
christi - Kommission Solidarität mit Zentralafrika